In einer Wohnung entsteht immer eine gewisse Wohnfeuchte. Sie wird physiologisch durch die Feuchteabgabe der Personen, durch spezifische Wohnprozesse (Kochen, Waschen, Baden etc.) und durch Zimmerpflanzen produziert. Diese Feuchte muss durch ausreichende Lüftung aus der Wohnung abgeführt werden. Hierzu ist ein Mindestluftwechsel erforderlich, der bei Luftwechselzahlen zwischen 0,5 und 0,8 h(-1) liegt.
Es darf nie zu Tauwasserbildung an den Innenoberflächen der Außenbauteile kommen, auch nicht an Wärmebrücken.
Die Behauptung, dass die Wasserdampfabfuhr aus den Innenräumen per Diffusion über atmungsaktive Außenbauteile erfolgen sollte, ist falsch. Die Wasserdampfdiffusion wird in der Bauphysik zwar berücksichtigt, aber nur zum Schutz der Bauteile, in deren Inneren sich kein Tauwasser einstellen darf. Die Wasserdampfdiffusion durch Außenbauteile hat aber niemals die Aufgabe, den Feuchtehaushalt der Räume zu regulieren. Dies geschieht über die Raumlüftung.
Abhängig von der Stärke des Luftwechsels, der Feuchteproduktion im Haushalt und der Temperatur der Raumluft stellt sich in der Wohnung eine bestimmte und relative Luftfeuchte ein. Diese sollte bei einer Raumlufttemperatur zwischen 17 und 21 °C auf einer Bandbreite von 35 - 65 % liegen. Dies entspricht einer absoluten Luftfeuchtigkeit zwischen fünf und zwölf Gramm pro Kubikmeter Luft.
Bei winterlicher Beheizung entsteht relativ trockene Raumluft, so dass sich selbst bei erhöhter Feuchteproduktion mit zusätzlich 500 Gramm pro Stunde und auf 16°C gedrosselte Beheizung eine relative Luftfeuchtigkeit in der Wohnung von nicht mehr als 60% ergibt - wenn der Mindestluftwechsel eingehalten wird. Geschieht dies nicht, steigt die Feuchtigkeit steil an.
Höhere Raumlufttemperaturen können insbesondere bei tiefen Außenlufttemperaturen im Winter an den Innenoberflächen von Außenbauteilen zu Tauwasser führen. Dies geschieht besonders dann, wenn die Außenwände unter die Taupunkttemperatur abkühlen. Daher ist es auch nicht sinnvoll, Fenster in Kippstellung zu belassen, weil dadurch die Innenoberfläche der Außenwand stärker abkühlt und sich auch mit Beheizung nicht auf die Temperatur der umliegenden Wände erwärmt.
Wegen der in Ecken grundsätzlich etwas stagnierenden Luftbewegung geht auch die konvektive Wärmeübertragung mit Annäherung an die Ecken zurück. Dies tritt besonders stark dann ein, wenn die Ecken mit einem Schrank, Sofa o. Ä. möbliert ist. Es ist erforderlich, an Außenbauteilen dafür zu sorgen, dass die Möblierung nicht bis zur Wand erfolgt und eine Mindestumluft erhalten bleibt.
Vergleicht man nun Raumlufttemperaturen von 16°C und 20°C, wie sie beispielsweise bei Wohnungen als Temperaturunterschied zwischen Schlafzimmern und Wohnräumen auftreten können, lässt sich feststellen, dass selbst bei erhöhter interner Feuchteproduktion Tauwasser vermieden werden kann, wenn die Mindestluftwechsel eingehalten werden. Heizungs- und Lüftungsverhalten sind somit auf die Nutzung abzustellen.
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